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Andreas Biel, Managing Partner, im HRU Blog März 2025 – Kritische Gedanken zur Aufgabe von Home Office

10. März 2025

Viele Unternehmen «pfeifen» derzeit ihre Mitarbeitenden richtigerweise wieder zurück ins Büro. Bisherige und teilweise enorm grosszügige Lösungen werden aufgehoben und/oder schlicht nicht mehr angeboten. Das ist nicht nur meiner Meinung nach auch absolut richtig so. Weshalb das so ist, führe ich nachstehend, aber nicht abschliessend auf:

  • Nachdem die leidige Home Office Geschichte ganz offensichtlich aus der Not geboren wurde – und vorher übrigens nie wirklich ein Thema war -, rechtfertigt dies noch lange kein automatisch abgeleitetes Anrecht der Mitarbeitenden auf Home Office. Der Fehler vieler Unternehmen war damals bei Corona lediglich, dass sehr schlecht kommuniziert wurde. Hätte man damals schon klar und unmissverständlich mitgeteilt, dass dies eine befristete Sache ist, wären die aktuellen Reaktionen wohl weniger heftig. Dann müsste man heute auch nicht mit lauen Sprüchen die Rückkehr begründen, sondern könnte einfach melden, dass die Sonderlösung nun beendet ist.
  • Wenn dann noch «HR Experten» in der Handelszeitung den Unternehmen vorwerfen, dass die Aufhebung von Home Office «Steinzeit Verhalten» sei und dies nur unfähigen Vorgesetzten geschuldet sei, so beweist dies vor allem eines: völlige Unkenntnis der Lage an der Front in den Teams und der Beweis, dass diese «HR Experten» wohl schon länger nicht mehr, oder gar nie, operativ an der Front gearbeitet haben. Vermutlich haben sie aber einfach passend zur Situation gerade «vergessen», dass sie, als sie noch bei grösseren Firmen im Einsatz waren, solche Lösungen nie und nimmer befürwortet, geschweige denn erfunden hätten. Da sind wohl einige etwas zu schöngeistig und zu weit von der Realität unterwegs😊.
  • Kein Arbeitsvertrag der Schweiz – ausser vielleicht für die fast nicht mehr stattfindende Heimarbeit – war je für Home Office gedacht. Dies beweist alleine schon der harzige Umgang mit entsprechenden Reglementen. Was auch absolut richtig ist, weil dies unsere Schweizerische Arbeitskultur nicht hergibt und gerade in dynamischen Zeiten die Mitarbeitenden vor Ort sein müssen, weil die Kommunikation direkter und qualitativ hochwertiger ist. Als langjähriger Interim Manager beobachtete ich, dass Home Office, vor allem in Krisensituationen, von allen falschen Lösungen die definitiv Falscheste ist.
  • Einem Vorgesetzten vorzuwerfen, er sei unfähig, wenn er sein Team mit vielen Home Office Mitarbeitenden nicht führen kann, ist einfach nur unfair. Das ist masslos verallgemeinert und gibt die individuelle Situation eines jeden Vorgesetzten nicht wirklich wieder.
  • Die Mär, man sei zu Hause, weniger abgelenkt, kann ich nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil. Tatsache ich halt auch, dass «komischerweise» viele Mitarbeitende während des Home Offices nicht so gut erreichbar sind. Kommt dazu, dass immer absurdere Begründungen zu hören sind: mein Kind ist krank, ein Mechaniker kommt vorbei, es werden Möbel geliefert, etc. Genau für solche Dinge ist Home Office nicht gedacht.
  • Home Office setzt klare Regeln, genügend Platz und vieles mehr voraus. Ich beobachte aber seit vielen Jahren, dass die meisten Mitarbeitenden zu Hause weit weg davon sind, eine wirklich fähige Home Office Logistik aufzubauen, geschweige denn, zu betreiben, weil dies ihre Rahmenbedingungen zu Hause schlicht nicht hergeben.
  • Wie bereits erwähnt, fehlen vielerorts auch tragfähige und moderne Regularien dazu. Denn Home Office ist ja nur ein Teil von «Mobile Working». Ich empfehle deshalb, bevor man von Home Office spricht, zuerst ein solches Reglement einzuführen, wobei www.hr-unlimited.ch übrigens mit Rat und Tat und enorm viel Erfahrung sehr gerne hilft und dem Unternehmen umsetzungsfähige und attraktive Reglemente hinstellt. Es kann nicht sein, dass jemand im Home Office plötzlich aus der Ferienwohnung arbeitet, oder noch schlimmer, vom Ausland her.
  • Wir haben die «HR Experten» ja bereits kennengelernt. Wenn diese dann noch die jahrelang gepflegte und aufwendig installierte Gleichberechtigung der Mitarbeitenden von einem Tag auf den anderen nicht mehr haben wollen, indem es offenbar OK ist, einem Teil der Mitarbeitenden Home Office zu bewilligen, einem anderen aber nicht, ja dann wird es auch mir sehr mulmig zu Mute. Es beweist halt auch, dass solche Experten meist keine Industrieerfahrung haben und nur theoretisch unterwegs sind. Als Interim Manager kann ich auf jahrelanger Einsatzerfahrung basierend bestätigen, dass es keine gute Idee ist, gewisse Teile der Mitarbeitenden vor Ort arbeiten zu lassen, während andere sich tagelang im Home Office «vergnügen» – das geht einfach nicht und ist zu vermeiden. Die Zweiklassengesellschaft ist so schneller zurück, als einem lieb sein sollte. Und der Aufwand, dies wieder auszugleichen, immens.

Mein Fazit: Home Office kann in Einzelfällen bewilligt werden, darf aber nie zur Regel werden. Home Office muss im Rahmen einer modernen Mobile Working Policy geregelt sein und ja, auch das muss geschult werden. Ergänzend sind moderne digitale Bewilligungstools anzuwenden, die den administrativen Aufwand dazu massiv reduzieren. Home Office ist kein Anrecht der Mitarbeitenden und ist auch kein Fringe Benefit. Es gibt nur sehr wenige Arbeitgeber, bei denen grosszügige Home Office Lösungen sinnstiftend sind. Klinken wir uns also alle wieder ein und setzen unsere Arbeitsverträge wieder so um, wie sie ursprünglich angedacht waren, nämlich mit unseren Mitarbeitenden vor Ort beim Arbeitgeber.

HR Unlimited AG ist ein inhabergeführtes und auf Interim Management spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Glattpark Opfikon, Schweiz, und bietet seit 2002 Interimeinsätze im In- und Ausland an. HR Unlimited AG ist Andreas Biel, Tanja Biel, Balz Schlittler, Marcel Brader, Christian Hobi, Christoph Müller, Andreas Gnepf, Gramoz Lekaj, Benjamin Roth, Kadir Kirmizitas, Natalia Minnig, Fabio Feller, Gabriella Karch, Doris Liechti und ein grosser, qualifizierter Pool mit uns persönlich vertrauten Interim Managern.